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Präsidentschaftswahlen in Ecuador

Am 13. April fand in Ecuador die zweite Runde der Präsidentschaftswahlen statt. In einer Stichwahl traten der amtierende, rechtsliberale Präsident Daniel Noboa und die linksgerichtete Kandidatin der „Revolución Ciudadana“ Luisa Gonzalez gegeneinander an. Ein großes Wahlkampfthema war die angespannte Sicherheitslage. In den ersten drei Monaten des Jahres 2025 stieg die Mordrate in Ecuador auf ein historisches Hoch von 27 Morden pro Tag. Auch das sogenannte „Verschwindenlassen“ (desapariciones) nahm zu. Neue Statistiken zeigen, dass täglich 3 Minderjährige in Ecuador verschwinden, wobei 70% davon junge Frauen sind. Zuletzt hatte der Fall der „vier aus den Malvinas“ für Aufsehen gesorgt. Das ecuadorianische Militär hatte vier afroecuadorianische Minderjährige aus einem strukturell benachteiligten Viertel von Guayaquil aufgegriffen. Wenig später wurden die Leichen der vier Kinder mit Schüssen im Hinterkopf aufgefunden. Dieses Ereignis löste landesweite Proteste aus.

Abgesehen von der Sicherheitslage prägten ökonomische Themen den Wahlkampf. Rund 28 Prozent der ecuadorianischen Bevölkerung lebt aktuell in Armut (von ca. 90$ pro Monat), 12% sogar in extremer Armut – die höchste Rate seit der Covid-19 Pandemie. Vor allem den jungen Ecuadorianer*innen fehlt es an Berufsperspektiven und guten Bildungsmöglichkeiten.

Nachdem in der ersten Wahlrunde beide Kandidat*innen ungefähr gleichauf lagen, konnte sich in der Stichwahl Daniel Noboa überraschenderweise mit über 10% Vorsprung durchsetzen. Kritik erntete Noboa durch seinen autoritären Stil. So missachtete er bereits im Wahlkampf verfassungsrechtliche Vorschriften und verhängte am Tag vor der Wahl einen Ausnahmezustand in mehreren Provinzen. Auch die ungewöhnlich hohe Militärpräsenz am Wahltag sorgte für Besorgnis. Luiza Gonsalez beschuldigte Daniel Noboa des Wahlbetrugs und zeigte zahlreiche Unregelmäßigkeiten auf. Wahlbeobachter*innen der Organisation Amerikanischer Staaten und der Europäischen Union bestätigten, dass der Wahlkampf von strukturellen Ungleichheiten geprägt gewesen sei und äußerten sich kritisch gegenüber der ecuadorianischen Wahlbehörde CNE, erkannten das Wahlergebnis aber insgesamt als legitim an. Noboa selbst wies jegliche Wahlmanipulation zurück.

Im Kontext der politischen Polarisierung sehen viele Ecuadorianer*innen hoffnungslos in die Zukunft. Umso wichtiger ist es, alternative Räume und gemeinschaftliche Aktionen im Viertel Guasmo Sur zu erhalten. Tanz, Musik und Theater bieten kreative Möglichkeiten, um soziale Konflikte zu verarbeiten, sich auszuleben und den Zusammenhalt zu stärken.

Quellen:

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